Christian Temme hat keine Statistik zur Hand, aber er ist sich sehr sicher, dass noch niemand so schnell eine Brauerei genehmigt bekommen hat wie er und seine Partner – zumindest nicht in Deutschland. Vom Unterschreiben des Mietvertrags im August vergangenen Jahres bis zum ersten Sud hat es für BillBrew nur zwei Monate gedauert. Das habe vor allem daran gelegen, dass die neue Hamburger Brauerei in eine alte Schlachterei am Billwerder Billdeich eingezogen ist, erklärt Christian. Ein Ort, an dem bereits wegen der Vornutzung perfekte lebensmittelrechtliche Bedingungen herrschen, ist ein Glücksfall.
Lohnbrauen in Franken
Ein weiterer Glücksfall für BillBrew liegt gut fünf Autostunden weiter südlich: die Brauerei Drei Kronen im fränkischen Memmelsdorf. Dort lassen Christian, der Geschäftsführer von BillBrew, und sein Team das Bier brauen, das in Flaschen abgefüllt wird. „Flaschen können wir selbst nicht“, erklärt Christian. Und eigentlich seien sie im BillBrew-Konzept ja auch nur ein Randthema gewesen: „Wir haben gedacht, dass wir vor allem Fassbier für die Gastronomie machen. Aber wir haben auch gedacht: Ein paar Flaschen brauchen wir wohl auch.“
Weil die Biere von BillBrew „fränkisch inspiriert“ sind, ist die Wahl auf eine fränkische Brauerei gefallen. Eine gute Wahl, findet Christian. „Isabella und Markus – es ist so genial bei denen“, schwärmt er von den Inhabern. Nach dem in Hamburg entwickelten Rezept wird in Memmelsdorf zurzeit ein Wiener Lager gebraut und abgefüllt. Dieser Bierstil ist der Favorit von BillBrew-Brauer Bernd. „Man nennt ihn auch ,Lager Bernd'“, erzählt Christian. Wie alle im Team ist Bernd kein Profi – zumindest von der Ausbildung her. „Lager ist schwierig für Hobbybrauer. Diese Biere verzeihen nichts“, sagt Christian. Aber Bernd ist da ein Könner.
Wiener Lager, Helles und Kellerbier
„Hamburger Prater“ hat BillBrew dieses Wiener Lager genannt. „Der Name soll Hamburg und Wien verbinden“, erklärt Christian. Außerdem hat die Brauerei – nur im Fass – „Hamburger Keller“ im Angebot. „Hamburger Deich“, ein Helles, ist noch in Franken im Tank und soll ab 8. März in der Flasche verfügbar sein. Das Wiener Lager begeistert Christian und Bernd aber am meisten. Auch wegen der Bernsteinfarbe. Christian: „Das hebt sich ab unter den Lagerbieren. Wir finden, das gehört in die Gastronomie.“ Und dort ist es auch.
Die Fässer sind immer schnell ausverkauft, sagt er. Drei 500-Liter-Sude wurden dafür bisher gebraut. Christian, der den Bierspezialitäten-Handel Braustättchen am Fischmarkt betreibt, und seine Partner sind bekannt in der Hamburger Bierszene. Das neue Bier in der Szenegastronomie unterzubringen, ist also nicht ganz so schwierig. Aber das Ziel sei es, das BillBrew-Biere auch in andere Gastronomie zu bringen. „Ein gutes Restaurant mit deutscher Küche zum Beispiel – und dann dazu so ein Bier“, das wäre ein Traum, sagt Christian. Wobei er auch nichts dagegen hätte, wenn das Bier in einer Feierlocation gezapft wird, die so ein Fass in kurzer Zeit leer macht.
„Wir versuchen, uns in Hamburg Gehör zu verschaffen“
Nun gehe es aber erstmal darum, sich „in Hamburg Gehör zu verschaffen“. Mit den fränkisch inspirierten Lagerbieren habe man eine gute Chance in Hamburg, einer Stadt, in der es viele gute Biere gibt, eine Nische zu erobern. Christian ist da optimistisch. Schließlich ist bisher alles gut gelaufen – von der Genehmigung bis zu den schnell verkauften ersten Suden. „Das hat uns alles selbst überrascht und überrannt“, sagt er. So könne es gerne weiterlaufen.
(Das Foto oben zeigt Christian Temme (links), Geschäftsführer, Gründer und Gesellschafter von BillBrew, und Patrick Hartmann, einen der Gründer und Mitgesellschafter)
(19. Februar 2024)