Dietmar Menzinger

Die große Bierwelt im kleinen Vorarlberg

Martin Rolshausen

Die Belgier sind schuld. Na ja, Schuld ist vielleicht ein zu negativ besetzter Begriff. Denn das, was die Belgier bei Dietmar Menzinger in Gang gesetzt haben, ist etwas Wundervolles, ein Aha-Erlebnis: Bier ist etwas Großartiges, Bier ist ein sehr vielseitiges Produkt – vielseitiger jedenfalls, als sich der Vorarlberger das hätte vorstellen können am Anfang seiner Reise in ein neues Leben. 

Es begann mit einer Flasche Duvel

Diese Reise begann 2009. Zusammen mit seiner damaligen Freundin und heutigen Frau hat Dietmar sich ein Jahr Auszeit genommen. „Wir haben immer schon viel ausprobiert“, erzählt er. Aber beim Bier gab es daheim in Vorarlberg nicht so viel auszuprobieren. Bier war eben Bier. Dann sind die beiden in Belgien angekommen. „Wir haben ein Bier bestellt“, erinnert sich Dietmar. Aber die Kellnerin hat nicht einfach ein Bier gebracht, sie hat eine Riesenkarte gebracht. Das hat die beiden Vorarlberger kurz irritiert, dann begeistert. Die Wahl fiel auf eine 0,7-Literflasche Duvel. Ein Bier mit 8,5 Volumenprozent Alkohol. Wow! Die Flasche brachte die Kellnerin in einem Sektkühler. Die Begeisterung nahm kein Ende.   

2014 Bierladen in Dornbirn eröffnet

Wo immer die Reise sie in diesem Jahr hinführte: „Wir haben dann überall geschaut, was es für Biere gibt“, erinnert sich Dietmar. Schon während dieser Zeit reifte der Gedanke: „Wir wollen diese Vielfalt auch zuhause anderen zugänglich machen.“ Aber zurück in Vorarlberg waren da erstmal wieder die bewährten und sicheren Jobs, das alte Leben. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis die beiden sich entschieden haben. „Wir steigen da jetzt voll ein.“ Im Herbst 2014 haben Dietmar und seine Frau ihren ersten Bierladen in Dornbirn, Vorarlbergs größter Stadt, eröffnet: hops&malt

300 Biere aus aller Welt

Dort gab es rund 100 verschiedene Sorten aus kleinen Brauereien. „In Österreich kam da gerade das Thema Craft Beer auf“, erzählt Dietmar. Innerhalb eines Jahres hat er das Angebot auf rund 300 Biere aus der ganzen Welt ausgeweitet. Dabei ist es geblieben. Wobei nicht immer dieselben Marken in den Regalen stehen. Etwas zwei Drittel des Sortiments werden regelmäßig gegen neue Biere ausgetauscht. 

Auch in Growler kann abgefüllt werden. Foto: Martin Rolshausen

Zwei Jahre nach der Eröffnung des Ladens in Dornbirn wurde dann der zweite in Bregenz, der Hauptstadt Vorarlbergs, aufgesperrt. Die Nachfrage nach Bier-Verkostungen sei gestiegen. Dafür bietet der kleine Laden in Dornbirn aber wenig Platz. In Bregenz hat das Paar eine passende Location gefunden. Gleichzeit hat hops&malt angefangen, im Laden Fassbier in Growler, also in große Mehrweg-Flaschen abzufüllen. Das System hat Dietmar in irischen Pubs begeistert. Dass das Pfandsystem „nachhaltig“ ist, macht es für Dietmar, seine Kundinnen und Kunden noch interessanter.  

Was auch gut ankommt: Bei hops&malt kann man Biere auch probieren. Das eine oder andere auch vom Fass. Wobei es Dietmar da wichtig ist, neue Biere anzubieten, seine Kundschaft neugierig zu machen. „Never drink alone“ steht auf einem Werbeplakat hinter der Zapfanlage.  

Segos ist eine sehr junge Vorarlberger Brauerei. Um so spannender ist es, dass ihr Bier im Bierladen vom Fass zu probieren ist. Foto: Martin Rolshausen

An der hängt gerade ein Fass von Segos. So nennt sich die jüngste Vorarlberger Brauerei. Erst im September hat Hannes Keckeis damit begonnen im kleinen Ort Göfis professionell Bier zu brauen, erzählt Dietmar. Mit der Familie von Hannes verbindet Dietmar allerdings mehr als nur das Helle und das Dunkle von Segos. Die Familie betreibt die Destillerie Keckeis in Rankweil und stellt dort Whisky, Rum und Gin her. 

Ein exklusives Produkt: Bockbier der Brauerei Egg in Whisky- und Rumfässern einer Vorarlberger Destillerie gelagert. Foto: Martin Rolshausen

In Fässern der Destillerie lässt hop&malts Bockbier der Brauerei Egg im Bregenzer Wald reifen- ein exklusives Produkt. Wobei die Geschichte dieser besonderen Biere für Dietmar bereits angefangen hat, bevor Keckeis ins Spiel kam. Hinrich Hommel, der damalige Egger Braumeister, bei dem Dietmar die Biersommelier-Ausbildung gemacht hat, kam vor acht Jahren vorbei und hat erzählt, dass er an ein Jamaika-Rumfass rankommen kann. Egger Bock in so einem Fass – das klang spannend. „So fing es an“, erinnert sich Dietmar. 

Diese exklusiven Biere verkauft er auch über seinen Online-Shop. Ansonsten hat er sich bewusst gegen den Online-Handel entschieden. Auch, weil er den direkten Kontakt zu seinen Kundinnen und Kunden mag.

Er wird in diesem Jahr 50. Vor eineinhalb Jahren haben er und seine Frau ein Kind bekommen. Das hat den Alltag und auch die Arbeit in den Läden etwas durcheinandergebracht. Die Öffnungszeiten wurden reduziert. Aber inzwischen steht ein kleiner Spieltisch mit Malsachen in der Nähe des Bierkühlschranks in Bregenz. So haben Dietmar und seine Frau den Nachwuchs und die Biervielfalt im Blick. Das Abenteuer, das in einer belgischen Kneipe begann, geht also weiter. 

(Das Foto oben zeigt Dietmar Menzinger in seinem Laden in Bregenz.)

(16. März 2024)