ALTBIER

Clarissa Omiecienski

Altbier schmeckt dir, wenn….

  • du nussige Malzaromen und nicht zu starke Hopfennoten in deinem Bier magst
  • du auf Tradition und alte Braukunst stehst
  •  du das bierige Niederrheingebiet besser kennen lernen willst

Geschichte der Altbiers

Die Herstellung des Altbieres ist ziemlich speziell und eine der ältesten Brautraditionen der Welt, denn Brauen geht im Niederrhein – der Heimat des Altbieres – tatsächlich bis in die römische Antike zurück.

„Alt“ bezieht sich auf die Brauart des Altbieres, und gemeint ist, dass es sich um ein obergäriges Bier handelt, was ja eher „alt“ ist im Vergleich zu den untergärigen Bierstilen, die ihren Triumphzug erst im 19. Jahrhundert antreten konnten, als Dank der Erfindung der Kältemaschiene durch Carl Linde untergäriges Brauen ganzjährig möglich wurde. (Hä? Wie? Was? –> Hier unser Artikel zum Thema obergärige und untergärige Biere!)

Das Rheingebiet ist durch sein Klima schon immer eine Herausforderung für seine Brauer gewesen. Durch die konstant milden Temperaturen konnten eigentlich nur obergärige Hefestämme (ca. 15-20°C) verwendet werden, da es über das ganze Jahr hinweg zu warm blieb, um die untergärigen Hefekulturen zu aktivieren. Für das Brauen guter Biere ist das an sich ja kein Problem, braut man eben gute Ales, Obergärige. Aber die Lagerung war hier immer ein tricky Thema. Warmes Bier verdirbt schnell und so musst westfälisches Bier immer schon möglichst schnell ausgetrunken werden. Ganz und gar ohne schlechtes Gewissen.

Altbier

Ale oder nicht Ale – das ist hier die Frage

Das Altbier ist dennoch ein höchst ungewöhnliches Gebräu. Bis heute wird nämlich kontrovers diskutiert, ob es denn nun ein „Hybrid-Bier“ oder doch ein „echtes Ale“ sei – daran scheiden sich die Geister. Die Sache ist nämlich, dass hier ein im Grunde obergäriges Bier (weil obergärige Hefe eingesetzt) bei recht niedrigen, also eher untergärigen Temperaturen vergoren und gelagert wird. In der angelsächsischen Literatur wird das deutsche Altbier oft als „German Brown Ale“ bezeichnet und falsch ist das sicherlich nicht. Ist ja ein obergäriges Bier, also Ale. Nur dass die Ale-Hefe unter der Lager-artigen Führung (kühle Temperaturen) Ale-unüblliche Sachen macht. Vor allen Dingen arbeitet sie weitaus langsamer und scheidet dabei weniger Gärnebenprodukte aus. Das führt dazu, das dem Altbier gewissen Aromen fehlen – und auch fehlen sollen! – die braune Ales eigentlich mitbrächten. (Ganz konkret geht es hier um Acetolactat und Diacetyl, typische Gärnebenprodukte, die den Geschmack einiger britischer Ales geradezu prägen würden.)

„Drinkability“ eines Altbiers

Das Ergebnis des ungewöhnlichen und in der Praxis auch einigermaßen aufwändigen Altbierbrauverfahrens ist ein höchst ausgewogenes Bier, in dem die dunkle Malz-Nussigkeit und eine gewisse Hopfen-Herbe die Balance halten. In Summer ergibt das höchste Süffigkeit.

Altbier heute

Die meisten und vor allem klassischen Altbiere werden in Nordrhein-Westfalen/ im Großraum Düsseldorf gebraut. Andere Altbierversionen gibt es aus Münster oder Dortmund. Egal ob Alt oder Düssel, Dortmunder Alt oder auch die Bock-artigen Sorten wie Sticke/Doppesticke – serviert wird im traditionell zylindrischen Glas. Während Diebels (InBev) und Schlösser (Radeberger) die „Fernseh-Alts“ sind, kann man sich von Altbier-County-Locals die kleineren Hausbrauereien empfehlen lassen und zurückgelehnt beobachten, wie da schnell Fan-Kämpfe zwischen den Schlüssel, Füchschen, Uerige und Schlüssel entfachen.

Bierstil Guide

Aussehen: Das Altbier ist ein dunkles Bier – Seine Farben reichen von kupferrot bis hin zu  tiefbraun.
Alkohol: In der Regel 4,8 – 6 % vol.
Aroma: Dezent nussig und malzig. Abhängig vom Rezept können Aromen von Rosine, Pflaume, Schokolade, Kaffee Zimt, Kakao, Lakritz oder sogar Tabak auftauchen, abgerundet von herben Hopfen-Finish
Geschmack: leicht Röstmalzig im Antrunk während der Abgang oft von einer gewissen Bittere abgerundet ist.
Körper: Leichter Körper. Spritzig/ sprudelig. Nimmt mit Alter (Lagerung) des Bieres ab.

Empfohlene Beispiele für gutes ALTBIER:

  • Füchschen Alt, Brauerei Füchschen, Düsseldorf. Traditionsreicher Klassiker!
  • Moritz Fiege Alt, Privatbrauerei Moritz Fiege GmbH & Co KG in Bochum.  Ein leicht malziger Röstgeschmack und eine feine Karamell-Note geben dem Fiege-Altbier seinen abgerundeten Charakter.
  • Doppel Alt, Giesinger Brauerei: Ja, München! Ausgerechnet dort wird ein ziemlich beachtliches, starkes Altbier gebraut.