In Bayern waren sie geneigt, den dunklen Weg zu gehen, erinnert sich Axel Ohm. Das liegt auch nahe. Bei der Kombination von Bier und Kaffee denken schließlich viele erstmal an ein Porter oder ein Stout. In Bayern bleibt es dann allerdings beim Denken. Das Land nennt sich zwar Freistaat, die Freiheit der Brauer hält sich aber in sehr engen Grenzen. Ausnahmen zum Brauen nach dem sogenannten Reinheitsgebot werden keine erteilt. Ein Bier mit Kaffee bleibt also ein Gedankenspiel. In Hamburg ist das anders. Deshalb hat die Bayreuther Traditionsbrauerei Maisel, zu deren Unternehmensgruppe auch die Kaffeemanufaktur Crazy Sheep gehört, gemeinsame Sache mit ÜberQuell in Hamburg gemacht. Wir haben das bei Hopfenhelden bereits am Rande erwähnt.
Also ein Coffee-Porter oder ein Coffee-Stout aus Hamburg mit Bayreuther? Nein. „Wir wollen den hellen Weg gehen“, sagte Axel Ohm, der Chef von ÜberQuell, am 3. August. Das war der Tag, an dem er zusammen mit Rasmus Börner das Bier für das Gemeinschaftsprojekt gebraut hat. Inzwischen ist es abgefüllt. „Baragwi Blond“ heißt es. Baragwi ist ein kenianischer Kaffee aus dem Sortiment von Crazy Sheep, der von der „Baragwi Farmers Cooperativ Society Ltd.“ kommt. „Der Kaffee wird auf dem vulkanischen Boden am Fuße des Mount Kenia angebaut und hat eine schöne Balance zwischen säuerliche Noten nach roter Johannisbeere, süße Aromen nach Hagebutte und einer leicht herben Note, wie man sie von schwarzem Tee kennt“, beschreibt das Crazy-Sheep-Team das Produkt.
Der perfekte Kaffee für das, was man in Hamburg vorhatte. Bereits vor vier Jahren hat ÜberQuell mit Kaffee gebraut. Auch damals ein Lagerbier und „bewusst kein Porter oder Stout“, wie Axel sagt. Denn man wolle bei ÜberQuell eben immer wieder „raus aus typischen, gelernten Dingen“ und die Biertrinkerinnen und Biertrinker überraschen. Und da passe man gut zu den Röstern von Crazy Sheep. „Was wir in Bayreuth erlebt haben, ist einzigartig“, schwärmt Axel.
„Crazy Sheep hatte aber eine dunkle Röstung im Kopf“, erzählt Axel. Die wenigsten Menschen, hat er sich sagen lassen, „mögen helle, fruchtige Kaffees“. Aber: „Genau die wollten wir.“ Also hat man sich aus Bayreuth die leicht gerösteten Bohnen schicken lassen und sie mit dem Kaffeefachmann André Krüger zusammen verkostet. Cupping nennen das die Kaffeeprofis. Man habe ja manchmal „so ein Bauchgefühl, schon wenn man die Packung aufmacht“, sagt Axel. Bei diesem Cupping lag er damit richtig: die Kenia-Kaffee-Röstung hat überzeugt.
„Den stabilsten Schaum werden wir nicht hinkriegen.“
Rasmus Börner, Brauer bei ÜberQuell
„Für diese hellere Röstung, die in die skandinavische Richtung geht, ist das Lager eine gute Basis“, erklärt Rasmus. Er ist recht neu im ÜberQuell-Team. Als die Idee, mit bayerischem Kaffee ein Hamburger Bier zu machen, geboren wurde, war er noch nicht an Bord. Dennoch ist „Baragwi Blond“ auch sein Kind. Eine Mischung aus hellen Malzen, etwas Karamell- und Sauermalz, das Ganze dezent gehopft. Wichtig war, auch Spitzmalz einzusetzen. Im Kaffee ist Öl. „Da kann man mit dem Spitzmalz gegenarbeiten, um doch Schaum zu haben. Den stabilsten Schaum werden wir aber nicht hinkriegen“, weiß der Brauer.
Der Kaffee kam in zwei Etappen ins Bier. Zuerst wurden frisch geröstete, leicht angebrochene Bohnen mit der Hop-Gun in den Tank gegeben. Dann wurde auch noch ein in Bayreuth aus der selben Röstung angesetzter Coldbrew Coffee in den Tank gegeben.
Das Ergebnis stellen ÜberQuell und Crazy Sheep beim Craft Brauer Festival von Maisel and Friends am 8. und 9. September in Bayreuth und auf der Hamburg Beer Week vom 13. bis 18. September vor.
(1. September 2023)