Seit einer Woche gibt es eine international operierende Craft Beer Association, die „Global Association of Craft Beer Brewers“. Klingt kompliziert. Bisschen verkopft und bürokratisch. So, dass man sich fragen könnte: Braucht es das? Müssen Craft Brewer sich organisieren? Ist so ein Verband wirklich nötig? Sebastian Mergel, Mitgründer der Berliner Bierfabrik (ehemals Beer4Wedding) und frisch gewählter Präsident des Verbandes, antwortet.
Zuerst einmal: Notwendig ist so ein Verband freilich nicht! Gutes Bier wird sich auch ohne global operierende Verbände verkaufen. Gutes Craft Beer erst recht. Die kleinen und unabhängigen Brauereien werden in den nächsten Jahren von selbst immer mehr in den Fokus der Konsumenten rücken. Dafür sind sie nicht auf die Hilfe eines Verbandes angewiesen.
Und doch gibt es vieles, was für die Gründung dieses Verbandes gesprochen hat.
Die Idee dazu wurde im letzten Sommer geboren, beim Kooperationssud der Stronzo Brewing Company zusammen mit beer4wedding in Dänemark, einer Art Jamsession, nur mit Hopfen und Malz statt Instrumenten. Ein paar Wochen später wurde der Import des Bieres nach Deutschland am Zoll angemeldet und Kristian Strunge kam zum Braufest nach Berlin, wo das gemeinsam gebraute Bier präsentiert werden konnte.
Aus diesem spontanen Ereignis formte sich langsam eine Idee: Es muss mehr junge Brauer und Brauerinnen auf der Welt geben, die an so einem Austausch und solchen Kooperationen über Ländergrenzen hinaus interessiert sind! Und so begann die Arbeit an diesem neuen Konzept, dem Konzept eines international operierenden Brauer-Verbandes. Ein paar Monate später gründete sich die Global Association of Craft Beer Brewers (GACBB) aus der Initiative von mehr als 20 über die ganze Welt verteilten Brauereien.
Es geht um Craft Beer Wissen – und Wirtschaft
Waren die Brauereien und die Menschen dahinter häufig sehr unterschiedlich, so waren ihr Gründe, Teil dieses Verbandes zu werden, doch immer dieselben: Austausch von Wissen, grenzüberschreitende Projekte und Förderung der Vielfalt.
Die neue, junge Generation der Craft Brewer wächst weltweit und doch fällt sie auf dem internationalen Biermarkt, der von ein paar wenigen Megakonzernen beherrscht wird, wirtschaftlich kaum ins Gewicht. Oft sind diese Brauer_innen und ihre Mikro- oder Nanobrauereien zu klein, um sich auf dem internationalen Parkett zu behaupten. Es erschien also nur logisch, ihre Stimmen in einem gemeinsamen Verband zu vereinigen.
Denn ja: Selbstverständlich liegen einem solchen Verband auch wirtschaftliche Interessen zugrunde. Wir wollen uns gegenseitig helfen, neue Märkte zu erschließen, Käufergemeinschaften gründen, Vertriebsnetze knüpfen und durch gemeinsame PR-Maßnahmen auf uns aufmerksam machen.
Wir sehen die Global Association of Craft Beer Brewers als globales Netzwerk und daher auf keinen Fall als Konkurrenz oder Ersatz für national operierende Verbände wie die Brewers Association oder die freien Brauer.
Wir möchten einen Verband schaffen, der für Vielfalt und kultur- sowie länderübergreifende Zusammenarbeit steht. Wir möchten uns untereinander austauschen und helfen, anregen und beflügeln, sowie beständig vorantreiben.
Wir möchten ein Verband von Brauern für Brauer sein.