The Urban Fuel

THE URBANFUEL: Die Zwei von der Tankstelle

Nina Anika Klotz

Immer die Mädels: In Berlin haben wieder einmal zwei Mädels ein äußerst gelungenes Craft-Beer-Pop-Up-Event ins Leben gerufen. Larissa Leitner und Erin Bafigo über „The Urbanfuel“ und acht Wochen Craft Beer und Food Pairing im Prenzlauer Berg – umsonst und unter freiem Himmel

Erin Bafigo ist heute von Mahrzahn nach Neukölln und dann in den Prenzlauer Berg gefahren. Mit dem Fahrrad. Dabei musste sie zwischendurch eine mittelgroße Panne beheben und rollt nun mit einem sehr schwarzen Knie und laut, fröhlich johlend auf den Hof der „Freien Internationalen Tankstelle“.

Larissa Leitner hat, bis Erin kam, ziemlich oft auf ihr Handy geschaut, obwohl Erin Bescheid gesagt hatte. „Ist ja Berlin, hier verspäten sich immer alle“, hatte sie leise gesagt. Sie sei da jetzt auch schon viel entspannter, früher, in München wäre sie da noch anders gewesen. Sie trägt eine sommerliche Bluse und einen leuchtend grünen Rock, die blonden Haare fallen in sanften Locken über ihre Schultern.

The Urban Fuel

Hier also: The Urbanfuel findet auf dem Geländer der FIT, der „Freien Internationalen Tankstelle“ in Berlin statt. (Foto: StP)

Erin und Larissa sind beide für sich famose Mädels – und dabei doch total verschieden. Und genau deshalb sind sie ein Spitzenteam. „Wir sind geradezu komplementär“, sagt Erin. „Echt, wir ergänzen und perfekt. Alles, was ich nicht gerne tue oder was mich sehr viel Zeit und Kraft kostet, tut Larissa besonders gern. Und alles, was ihr nicht liegt, liebe ich.“

Was die beiden verbindet: Beide Wahlberlinerinnen haben amerikanische Wurzeln. Und noch viel wichtiger: beide lieben und leben Craft Beer. Seit gut drei Monaten arbeiten Erin und Larissa nun zusammen und haben sie mit „The Urbanfuel“ eine Art Craft-Beer-Food-Pairing-Pop-Up-Event-Serien ins Leben gerufen. Jeden Donnerstag bringen sie auf dem Gelände der FIT einen Craft Beer Brauer oder Craft Beer Barmann mit eine Berliner Craft-Foods-Macher zusammen. Den Auftakt machten die Dänen To Øl und „The Pier“ aus Mitte, es gab neun verschiedene Biere und „Dorito Pies“, danach kamen die Macher vom Home, Berlins jüngster Craft Beer Bar, um Bier auszuschenken, während in einem Foodtruck am Eingang die Jungs von „Frenc“, einer Crêperie in Friedrichshain, Crêpes backten. Es folgen Braukunstkeller und Fräulein Kimchi (Korean Street Food), BRLO und das Salt’n’Bone (Fleisch!) und so weiter, acht Wochen lang.

The Urban Fuel Berlin

Jede Woche neu: The Urbanfuel findet jeden Donnerstag ab 18 Uhr statt. Aber kein Donnerstag ist wie der andere, Brauer und Food wechseln. (Foto: StP)

Die Paarungen ausgedacht und das Ganze organisiert haben Larissa Leitner und Erin Bafigo. Wieso, weshalb, warum und überhaupt, sollen sie selbst im Interview erklären. Larissa wird ein bisschen schüchtern, als das Diktiergerät angeht. Erin freut sich. Schnitzelartig: „Ich laber einfach so gern!“

Vielleicht zuerst: Wieso hier?

Larissa: Weil die Location zu super war, um hier nichts zu machen. Dieses Gelände hier ist nicht nur cool, es hat sowohl Flair als auch Geschichte. Das war einmal sie zweitälteste Tankstelle Deutschlands. Vorne sieht man ja noch, wo die Zapfsäule und das Kassenhäuschen waren. Jetzt ist das Ganze so etwas wie ein Urban Art Space, hier finden die unterschiedlichsten Events statt, Konzerte, Grillparties und so weiter. Ich kannte das hier vom Vorbeilaufen. So viele solche Inseln gibt es ja auch nicht in Berlin. Deshalb habe ich den Betreiber der Location angesprochen, ich habe ihm eine Auswahl von zehn deutschen Craft Bieren mitgebracht, wir haben zusammen seine erste „echte“ Berliner Weisse, ohne Sirup, getrunken – und er fand das Thema gut.

Und Ihr? Wie seid Ihr beide zum Bier gekommen?

Erin: Auf ganz unterschiedlichen Wegen, würde ich sagen. Ich kam über Bars. Ich liebe Bars. Ich liebe es, neue Bars aufzumachen und Barevents zu planen. Ich meine: Bars sind einfach magische Orte. Wo hattest du dein erstes Date? Wo hattest du diesen Mädelsabend, den du nie vergessen wirst? Bars! Es sind immer Bars.

Das heißt, du hast das Bar-Business gelernt?

Erin: Ach was. Ich habe eigentlich Geschichte studiert. Und einen Bacchelor in English, wobei das eigentlich mehr Mythologie war. Aber egal. Jedenfalls habe ich, während ich in Portland studiert habe, immer viel in der Gastro gearbeitet. Damals noch mehr in Cafés, ich habe verschiedene Cafés eröffnet und geleitet – bis dann irgendwann mein Studium zu Ende war. Dann habe ich kurz überlegt, eine akademische Karriere einzuschlagen – aber beschlossen, dass das nichts für mich ist. Ich bin ja eher ein extrovertierter Typ. Ich sitze nicht so gut den ganzen Tag in Bibliotheken. Und dann bin ich nach Berlin gegangen.

The Urban Fuel

Erin’s Rad! (Foto: StP)

Warum Berlin?

Erin: Warum nicht? Jefällt mir hier, wa. Anfangs habe ich auch hier in Cafés gearbeitet, dann bin ich in die Barszene gerutscht, dann habe ich das Hopfenreich miteröffnet, dann die IPA-Bar und jetzt bin ich hier.

Craft Beer kanntet ihr beide aber schon aus Eurer Heimat in den Staaten?

Larissa: Schon, aber da ist es einfach „Bier“. Mir war auch gar nicht so bewusst, wie besonders das ist, bis ich nach Deutschland zurück kam – ich habe als Kind hier gelebt, wir sind dann in die Staaten gezogen, und jetzt bin ich wieder zurück. Da fiel mir auf, wie schwer es hier eigentlich ist, ein gut gebrautes Bier mit aufregenden, hopfigen Aromen zu finden. Dann habe ich mich mehr damit beschäftigt. Damals wusste ich nicht genau, warum. Ich meine… wenn man sich an so ein Thema annähert, hinterfragt man ja eben erst einmal alles. Ich war also bei einer Hopfenernte, ich fing an, über Bier zu lesen, habe Brauen gelernt…

Das ist aber schon eine recht intensive Form der Beschäftigung mit Bier, für jemanden, der eigentlich Architektur studiert hat.

Larissa: Naja, ich komme gewissermaßen aus einem Food-Background. Mein Vater arbeitet im Honig-Business und ich habe schon früh gelernt, bei Geschmack auf ganz bestimmte Nuancen zu achten. Ich erinnere mich an so Tage, da standen zehn verschiedene Honigsorten auf dem Tisch und mein Vater fragt: „Larissa, was hältst du von dem Eukalyptus? Schmeckst du einen Unterschied zur Akazie?“

Kam daher auch die Idee, The Urbanfuel zu einem Craft Beer UND Food Event zu machen?

Erin: In den USA ist das ganz normal, da gibt es im Restaurant eine Auswahl Craft Beer zum Essen Und was ich ehrlich sagen muss: Wir haben es geschafft, mit The Urban Fuel etwas zu veranstalten, wo ich auch hingehen würde, das ist doch geilo!

The Urban Fuel

The Urbanfuel kostet keinen Eintrill, jeder Zahl nur was er isst und trinkt. Und jeder isst und trinkt gut, das ist garantiert! (Foto: StP)

Noch bis zum 24. September 2015 steigt "The Urbanfuel" jeden Donnerstag an der FIT - Freie Internationale Tankstelle im Prenzlauer Berg. Alle Brauer und Food-Macher hier