Bierstacheln Foto; Die freien Brauer

So funktioniert Bierstacheln

Martin Rolshausen

„Kaltes Bier trifft heißen Stahl“ – so bringt ein Hersteller von Bierstacheln mit Holzgriff, auch Beerspike genannt, das auf den Punkt, was man mit seinem Produkt tut: einen glühenden Stab in kaltes Bier halten, das Ganze am Besten in Gesellschaft. Empfohlen wird, den Stab – oder wenn es es ein extra dafür hergestelltes Produkt ist: die Metallkugel am Ende des Stabs – über offenem Feuer zu erhitzen. Die Flamme kann aus einem Bunsenbrenner schießen oder aus einem Lagerfeuer lodern – Hauptsache das Metall wird glühend heißt. Wenn es das ist, wird es vorsichtig ins Bierglas getaucht.

Es ist ein wenig wie Weihnachten


Das Bier schäumt. Was daran liegt, dass ein Teil der Kohlensäure entweicht und der Restzucker in der Flüssigkeit karamellisiert. Dadurch wird vor allem der sich neu bildende Schaum warm, er und das Bier bekommen eine Süße, die in Richtung Karamell und Lakritz geht. Der Schaum wird herrlich cremig. Je nachdem, wie man das Fest kennt, kann man auch sagen: Es schmeckt und riecht nach Weihnachten.

Erfunden wurde es wohl in der Schmiede

„Wie so viele Geschichten aus der Bierwelt hat auch das Bierstacheln einen historischen Ursprung. Biere wurden schon immer bei kühlen Temperaturen gelagert und waren zu einigen Jahreszeiten zu kalt zum Trinken. In der Schmiede lag deshalb immer ein glühendes Eisen im Feuer, das genutzt wurde, um das Bier durch kurzes Eintauchen zu erhitzen“, erklären die Freien Brauer, ein Zusammenschluss von 44 mittelständischen Familienbrauereien in Deutschland, Österreich und Luxemburg, die konzernunabhängig und seit Generationen in Familienbesitz sind.

Aus dem Schürhaken wurde der Bierstachel

Schmiede, so geht die Geschichte, mussten auch im Winter in offenen Räumen oder sogar draußen arbeiten und hatten sich ein Bier zwischendurch redlich verdient. „Die Form dieses Eisens, meist ein spitzer Schürhaken, mit einem Holzgriff war namensgebend für das ,Stacheln‘. Heute handelt es sich dabei um eine Zeremonie im Zeichen des Biergenusses“, erzählen die Freien Brauer. Sie empfehlen zum Erhitzen des Bierstachels einen kleinen Gasbunsenbrenner und ein bauchiges Glas, „da sich die Aromen dort besser entfalten können und im oberen Bereich gebündelt werden“. Und noch ein Tipp: „Das Bier sollte dabei möglichst schaumfrei eingeschenkt werden, da beim Stachelvorgang viel Schaum entsteht, das Bier sonst überschäumen und zu viel Kohlensäure verloren gehen kann.“

Nicht zu lange stacheln

Dann geht es so weiter: „Sobald die Spitze des Bierstachels dunkel gefärbt ist, kann dieser von der Flamme genommen und langsam in das Bier eingetaucht werden. Empfehlenswert ist ein langsames Kreisen im Bierschaum beim Herausziehen. Insgesamt sollte der Stachel aber nicht länger als fünf Sekunden im Bier bleiben, da sonst Bitterstoffe entstehen können.“

Dunkle, malzige, hochprozentige Biere

Wer Stacheln möchte, sollte allerdings nicht irgendein Bier aus dem Kühlschrank holen. Am besten eigenen sich malzige, dunkle Biere – gerne auch die hochprozentigeren. Wenig Spaß hat man beim Stacheln dagegen mit hellen, bitteren Bieren.

Foto: Die Freien Brauer

(6. Dezember 2023)