Er war einer der wichtigsten Protagonisten der jungen deutschen Kreativbierszene. Dann wurde es ruhig um ihn – und der eine oder die andere hat sich immer mal wieder gefragt: Was macht eigentlich Alex Himburg? Er hat uns diese und andere Fragen beantwortet:
Martin: 2016 hast Du Himburgs Braukunstkeller in München gegründet und die noch junge deutsche Kreativbierszene mit einigen spannenden Suden bereichert. Wie bist Du zum Brauen gekommen?
Alex: Ja richtig, 2016 habe ich Himburgs Braukunstkeller in München gegründet und weiterhin ordentlich Schwung in die aufstrebende deutsche Kreativbierszene gebracht.
Wie bin ich zum Brauen gekommen?
Ganz klassisch – habe meine Ausbildung zum Brauer und Mälzer im Jahr 2003 in Frankfurt Main abgeschlossen. Dann hat es mich in den schönen Odenwald verschlagen, wo ich 2013 den BrauKunstKeller auf die Beine gestellt habe. Das BrauKunstKeller-Team war dabei, als die deutsche Craft-Bier-Bewegung in den Kinderschuhen steckte, und wir haben mit dem Amarsi IPA sogar ein Bier geschaffen, das international abgefeiert wurde. Das hat so viele inspiriert, in das aufstrebende Craft-Beer-Business einzusteigen – mit Blick auf den internationalen Markt.
Martin: Ende 2020 hast Du damit aufgehört. Warum?
Alex: 2020 habe ich in meinem letzten Podcast den Stand des Craft Bieres in Deutschland beleuchtet und es metaphorisch als „Schach Matt“ bezeichnet. Diese Erkenntnis, kombiniert mit dem Gefühl, alles erreicht zu haben, was man als Craft Brauer mit eigener Biermarke erreichen kann, hat mich dazu bewogen, das Geschäft herunterzufahren. Woher kommt eigentlich der Spruch „Man soll aufhören wenn es am schönsten ist“? Im Dezember 2023 wurde die GmbH abschließend gelöscht.
Martin: Danach hast Du kurz für JoyBräu gearbeitet. Das war ja nun etwas ganz anderes: ein alkoholfreies Protein-Bier. Irgendwo stand auch „Functional Beer“. Klingt grausam. Oder nicht?
Alex: Für manche mag „Protein-Bier“ oder „Functional Beer“ vielleicht ungewöhnlich klingen, genauso wie für manche alkoholfreies Bier grausam erscheint. In meinen Augen sind die JoyBräu Biere jedoch eine geniale Innovation. Während meiner Zeit bei JoyBräu habe ich mich um die Verbesserung des Geschmacks gekümmert und täglich diese Biere nach dem Training getrunken. Die funktionellen Aspekte der Biere kann ich nur bestätigen. Der Geschmack hat sich von Zitat „schmeckt wie Batteriesäure“ zu 3 Awards im Jahr 2020 verbessert. Ein herausragendes Produkt! Viel Erfolg an Oettinger damit und alles Gute den Erfindern! Es ist wirklich ein großartiges Produkt.
Martin: Dann hat man – zumindest in der Braubranche – eine Weile nichts mehr von Dir gehört. Und immer wieder kam die Frage: Was macht eigentlich Alex Himburg? Was machst Du denn?
Alex: Einatmen. Ausatmen. Ich habe mir knapp 2,5 Jahre Auszeit gegönnt und meine Gesundheit sowie mein Wohlbefinden zur Nummer 1 in meinem Leben gemacht. In dieser Zeit habe ich erneut studiert, bei der Gründung eines Unternehmens assistiert und mich Menschen in Not gewidmet. Es war eine Zeit des Krafttankens, Reflektierens und vor allem der Neuerfindung für mich.
Auch wenn Craft Bier Schachmatt ist, ist es keineswegs tot.
Letztes Jahr habe ich mich mit einer alkoholfreien Biermarke in den USA zusammen getan und das begleitende Projektmanagement sowie die Rezeptentwicklung übernommen.
Heute erst ist eine neue Bewertung dazu rein gekommen, in dem es hieß, es sei das beste alkoholfreie Bier dass der Bewertende jemals hatte. Es sei der Impossible Burger unter den alkoholfreien Bieren. Solche Bierbewertungen wünsche ich mir. Damit will ich weiter machen.
Martin: Wie schätzt Du als jemand, der in der Phase der Euphorie mit dabei war, die Möglichkeiten für den Kreativbiermarkt in Deutschland ein?
Alex: In der Phase der Euphorie, in der ich aktiv dabei war, habe ich den Kreativbiermarkt in Deutschland als äußerst vielversprechend und dynamisch wahrgenommen. Es war eine Zeit der Innovation und Kreativität, in der sich die deutsche Bierszene deutlich veränderte. Was für eine Dynamik in den Biermarkt gekommen ist! Craft Bier hat einen neuen Standard gesetzt und eine neue Leidenschaft für handwerklich gebrautes Bier entfacht. Die Möglichkeiten schienen grenzenlos, und viele kleine Brauereien trugen dazu bei, den Markt mit einzigartigen und qualitativ hochwertigen Bieren zu bereichern. Auch wenn sich der Markt weiterentwickelt hat, erwachsen geworden ist und neue Herausforderungen mit sich bringt, sehe ich nach wie vor großes Potenzial für Kreativbiere in Deutschland, vorausgesetzt, man setzt auf Kundennähe bei Innovationen.
(Das Foto hat uns Alex Himburg zur Verfügung gestellt.)
(27. Januar 2024)