Logan Plant, Gründer und Besitzer der Beavertown Brewery, Sohn von Musiklegende und Led Zeppelin-Frontman Robert Plant, hat sich vor einigen Jahren dazu entschieden, der Musikindustrie den Rücken zu kehren und sein Glück als Brauer zu versuchen.
Begonnen hat die beeindruckende Erfolgsgeschichte, wie so oft, in der eigenen Küche. Über das eigene BBQ-Restaurant (Duke’s Brew and Que) mit kleiner Brauerei führte der Weg die Beavertown Brewery nach Tottenham. Dort beschäftigt Logan Plant heute über 40 Mitarbeiter. Die neue, 2014 im Norden Londons eröffnete, Brauerei produziert Bier in 24 Tanks zu je knapp 100 Hektolitern. Und Logan Plant will Beavertown weiter vergrößern. Der Wunsch ist ein Freizeitpark für Bierliebhaber: Malt Disney. Er hat mit uns über die Vorreiter im Londoner Craft Beer Business, den Umgang mit seinen Mitarbeitern und den Zusammenhang zwischen Musik und Bier gesprochen.
Als Musiker und jemand, der mit Musik aufgewachsen ist, und auch mit den Kunstwerken auf deinen Dosen, bringen du und Nick Dwyer (Creative Director) Kunst und Bier zusammen. Siehst du Bier brauen auch als eine Art Kunst an, oder ist es eher ein Handwerk? Braucht man Talent oder Fleiß?
Ich denke beides! Ich als Musiker sehe es als Kunst. Aber gleichzeitig sehe ich es als Handwerk, denn ich musste es selbst erst erlernen. Brauen ist wie eine leere Leinwand und du kannst dein eigenes Bild darauf zeichnen, deinen eigenen Tanz darauf tanzen – deine Hefe, dein Hopfen, deine Einflüsse. Welche Mittel du verwendest, um das Bier herzustellen. Das alles ist Kunst. Aber für mich als Homebrewer und jemand, der besessen von Bier ist, ist es natürlich auch ein Handwerk, das ich mir selbst beibringen musste. Ich habe mir viele Bücher übers Brauen gekauft, über Essen, Kochbücher, habe auf Internetseiten recherchiert, in vielen Brauforen. Mit Fragen wie „Wie braue ich Pliny the Elder Clone?“ habe ich versucht, mir selbst die Dinge zuhause in meiner Küche beizubringen. Also war ein großer Teil ein Lernprozess, aber viel auch Veranschaulichung. Ein bisschen von beidem!
In einem Interview hast du dich mal als Frontman der Beavertown Brauerei bezeichnet. Um die Metapher aufzugreifen: Schreibst du die Songs tatsächlich noch selber, also nimmst du noch Einfluss auf den eigentlichen Brauprozess?
Mein Weg, der als Brauer begonnen hat, hat sich definitiv geändert. Ich habe für ungefähr zweieinhalb Jahre selbst gebraut. Aber die zwei, drei Jahre danach war ich physisch gar nicht mehr dazu in der Lage. Meine alltägliche Arbeit ist inzwischen eine andere. Mein Job ist es heute, den Leuten zu zeigen, wo wir hinwollen, mit dem Team daran zu arbeiten. Das ist ein Riesenfaktor, weil das Team in letzter Zeit extrem gewachsen ist. Insgesamt habe ich eher eine übergeordnete Rolle. Also um nochmal auf die Metapher zu kommen: Ich schreibe immer noch die Texte, gehe aber nicht mehr raus und singe die Songs selber.
Wenn wir ein neues Rezept entwickeln, arbeiten wir als Gruppe zusammen und besprechen alles, probieren zusammen, ändern immer wieder Dinge. Dasselbe gilt für die Kunst auf unseren Dosen. Und wie gesagt, der Weg, den das Unternehmen geht, kommt von mir. Also bin ich gewissermaßen immer noch der Frontman. Ich komme nach Berlin, um Mr. Beaver zu sein und den Leuten gutes Bier näher zu bringen. Es ist mein Baby!
Wie sorgst du dafür, dass deine Mitarbeiter zufrieden sind?
Das Wichtigste ist die Unternehmenskultur und der Zusammenhalt. Ich musste selbst schon die unterschiedlichsten Jobs machen, auch viele, die ich nicht wollte, die nur zum Geldverdienen waren. Deshalb ist für mich der vernünftige Umgang mit meinen Mitarbeitern der Schlüssel zum Erfolg. Dafür gibt’s viele Möglichkeiten – zusammen etwas trinken gehen, ein gemeinsames Mittagessen, aber auch die Menschen in ihrer Entwicklung fördern. Dazu gehört natürlich ordentlicher Lohn, gute Kranken- und Lebensversicherung. Aber das Wichtigste ist, dass ich meinen Leuten in die Augen schauen kann und sie mir auf dem gemeinsamen Weg vertrauen. Ich will mich um sie kümmern und denke, dass wir dann gute Sachen zusammen hinbekommen. Niemand soll ausgegrenzt werden, sie sollen selbst Verantwortung übernehmen. Und wir wollen lachen, ein Bier trinken und Spaß haben.
In Deutschland gilt Craft Beer ab und zu noch als schwieriges Thema, weil wir viele traditionelle Brauereien und eine lange Brautradition, gedeckelt vom Deutschen Reinheitsgebot, haben. In Großbritannien habt ihr die „real ale“-Tradition und viele alteingesessene Pubs. Wie hast du auf dem Markt einen Platz für deine Biere, die keine klassischen British Pub-Biere sind, gefunden?
Beavertown hat den Zahn der Zeit getroffen. Die Zeit ist gekommen, die britische Brauindustrie in eine andere Richtung zu führen. Und ich glaube wirklich an Schicksal. Etwas biblisch, aber die Zeit und der Ort haben einfach gepasst. Nichtsdestotrotz verehre ich die alte Brautradition in Großbritannien. Ich durfte verrückte Fassbiere in den West Midlands probieren und trinke sie immer noch gerne – wenn sie gut serviert werden. Aber die alten Brauer sind müde und bequem geworden. Genau das hat uns die Türen geöffnet.
Als vor zehn Jahren die Leute von Brewdog, Thornbridge und The Kernel auf die Bühne kamen und angefangen haben, die Menschen mit ihrem Bier zu beeinflussen, sie auf eine neue Art Bier aufmerksam zu machen, wollten die Menschen mehr. Und sie verdienen auch mehr! Für uns hat Brewdog auf jeden Fall viele Mauern eingerissen und die Türen zu Bars, Restaurants und Pubs im gesamten United Kingdom geöffnet. Sie machen es immernoch, und dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Für Thornbridge gilt natürlich das selbe und auch für The Kernel.
In Europa sieht man jetzt das Gleiche. Wir sitzen hier bei Stone in Berlin, die hier einfach hier die Wände einreißen und keine Kompromisse eingehen. Und darum geht es! Menschen verdienen mehr als das, was sie gewohnt sind. Lasst uns den Menschen etwas geben über das sie sprechen können, was sie mitreißt. Sei besessen von dem, was tust. Diese Geschichte wurde bereits vor mir geschrieben, ich trage jetzt mit Beavertown nur meinen kleinen Teil dazu bei.
Es gibt viele Brauer, die dich inspiriert haben, zum Beispiel Sam Calligioni mit dem du schon ein paar Kollaborationen gemacht hast, To Öl oder Lervig. Gibt es jemandem mit dem du gerne zusammenarbeiten würdest, mit dem du aber bislang noch nicht zusammengearbeitet hast?
Also der Typ, der mich wirklich zum Bier gebracht hat und mich mit seinem Bier umgehauen hat, ist Evin O’Riordain von The Kernel. Als ich mit dem Homebrewing anfing, hab ich eins von seinen Pale Ales oder IPAs probiert. Ich weiß den Hopfen leider nicht mehr, aber das hat mich völlig mitgerissen. Das muss so sechs oder sieben Jahre her sein, im Sommer! Das war der Knaller.
(Aufmacher: Logan Plant. Foto: Moritz Meyer, Stone Brewing Berlin)