Ausbildung mit Bier Hörsaal TU Berlin

BERUFSWAHL: Ausbildung mit Bier? Ziemlich gute Idee!

Thomas Redders

Mal ganz ehrlich, wer träumt denn nicht davon, sein Geld mit Bier zu verdienen – ob als BrauerIn und MälzerIn, als Brauerei- und Getränketechnologe oder als Biersommelier. Es gibt viele Wege, sich auf einen Beruf in der Bierindustrie vorzubereiten. Die Suche nach der passenden Ausbildung mit Bier stellt sich aber häufig etwas komplizierter dar.

Darum wollen wir ein paar der im deutschsprachigen Raum vielleicht renommiertesten Ausbildungen mit Bier vorstellen. Aber eines vorab: Eine detaillierte inhaltliche Beschreibung der Möglichkeiten wollen wir gar nicht geben. Die vorgestellten Wege sollen vielmehr dabei helfen, eine Ausbildungsrichtung zu finden. Auch bei der Bewerbung gibt es noch viele Sonderregelungen. Um ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, schauen wir uns einige der spannendsten Ausbildungen einmal an:

  • Ausbildung zum/zur BrauerIn und MälzerIn
  • Hochschul-Studium: Diplom-Braumeister/Bachelor of Engineering Brau- und Getränketechnologie
  • Universitäts-Studium: Bachelor of Science Brauwesen und Getränketechnologie/Brauerei- und Getränketechnologie
  • Ausbildung zum Biersommelier
Ausbildung Bier

Technologie Brauer und Mälzer: Ein Grundlagenbuch für Brauereitechnologen. (Foto: TR)

Der Klassiker: Ausbildung zum/zur BrauerIn und Mälzerin

Die IHK-zertifizierte und staatlich anerkannte Ausbildung zum/zur BrauerIn und MälzerIn kann grundsätzlich erstmal jeder beginnen, der eine Arbeitserlaubnis hat. Allerdings ist mindestens ein mittlerer Schulabschluss von Vorteil – in erster Linie um die Ausbildungsunternehmen von sich zu überzeugen. Die Dauer der Ausbildung beträgt regulär drei Jahre und gliedert sich in einen praktischen Teil, üblicherweise in einer Brauerei (muss aber nicht!), und einen theoretsichen Teil (größtenteils) in der Berufsschule. Die Inhalte der Ausbildung sind vielfältig: Arbeitssicherheit, technische und mikrobielle Grundlagen, der Brauprozess und die Verpackung, um nur einen kleinen Überblick zu geben. Das Gehalt ist gestaffelt und betriebsabhängig:

  • 1. Ausbildungsjahr: 510 bis 900€
  • 2. Ausbildungsjahr: 670 bis 1050€
  • 3. Ausbildungsjahr: 770 bis 1200€

Grundsätzlich sind die Karrierechancen für BrauerInnen und MälzerInnen gut – Bier trinken wir immer! Das Einstiegsgehalt nach abgeschlossener Ausbildung liegt üblicherweise bei ungefähr 2100 bis 2500€ brutto im Monat. Im deutschlandweiten Vergleich mit den Einstiegsgehältern anderer Ausbildungsberufe ist das ein Platz im Mittelfeld. Möglichkeiten zur Weiterbildung gibt es reichlich!

Schritt Eins wäre die Meisterschule: In Deutschland gibt es wenig Meisterschulen für BrauerInnen und MälzerInnen. Wer sich dennoch dafür entscheidet, kann mit mehr Verantwortung, mehr Gehalt und besseren Weiterbildungsmöglichkeiten rechnen. Das Gehalt liegt in Deutschland bei durchschnittlich 3000 bis 4000 € brutto – kann aber natürlich Ausreißer nach unten und oben haben!

Das Aufbaustudium: (Fach-)Hochschule oder Universität?

Die Ausbildung abgeschlossen, ein paar Jahre gearbeitet und vielleicht einen Meister gemacht – doch plötzlich merkt man, dass man noch ein bisschen mehr will – mehr lernen, bestimmt auch ein bisschen mehr verdienen und seine Aufstiegschancen verbessern. Dann bietet sich ein (Fach-)Hochschul-Studium zum Brau- und Getränketechnologen beziehungsweise das Studium zum Diplombraumeister an. Dort steht die Vermittlung von biotechnologischem Wissen im Mittelpunkt: Charakterisierung und Herstellung von Getränken, Produktbeurteilung, Fermentationstechnologien und Überwachung des Brauprozesses. Achtung! Es ist ein Ingenieursstudiengang, das heißt unter anderem viel Mathe und Physik! Details zu den Kursen und Inhalten gibt es in den entsprechenden Prüfungsordnungen.

Weihenstephan – Die Stadt des Bieres

Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) bietet ein (duales und nicht duales) Bachelor-Studium Brau- und Getränketechnologie an. An der TU München (TUM) kann man am Campus Weihenstephan (nicht verwechseln!) den Studiengang Brauwesen mit Abschluss Diplombraumeister studieren. Inhaltlich befassen sich beide Studiengänge mit einer Vielzahl von Themen aus den Bereichen der Ingenieurs- und Naturwissenschaft sowie der Betriebswirtschaft. Voraussetzung für die Bewerbung ist einer der folgenden Abschlüsse:

  • Fachhochschulreife
  • Allgemeine Hochschulreife
  • Fachgebundene Hochschulreife
  • Beruflich Qualifizierte nach der Qualifikationsverordnung des Freistaates Bayern § 29-33

Beide Studiengänge sind auf sieben Semester Regelstudienzeit ausgelegt. An der HSWT ist das fünfte Semester ein Praxissemester, das siebte Semester soll zur Verfassung der Bachelorarbeit genutzt werden. An der TUM sind zwei Semester für ein insgesamt 64 wöchiges Berufspraktikum vorgesehen (52 Wochen in den ersten beiden Semestern). Ein Vorpraktikum ist für beide Studiengänge nicht nötig, aber empfehlenswert. Die wichtigsten Fakten sind hier zusammengefasst:

  • 7 Semester Regelstudienzeit
  • Studienbeginn zum Wintersemester
  • Zu erreichen sind 210 ECTS
  • Semesterbeitrag: 129,40€
  • Abschluss: Bachelor of Engineering (HSWT), Diplombraumeister (TUM)

Die TU Berlin hat einen ähnlichen Studiengang wie die TUM geplant, der allerdings noch nicht vom Senat abgesegnet ist.

Das Wissenschaftliche: Berlin oder München?

Die TU Berlin (TUB) und die TU München bieten deutschlandweit als einzige Universitäten den Bachelor und Master of Science Brauerei- und Getränketechnologie (TUB) beziehungsweise Brauwesen und Getränketechnolgie (TUM) an.

Wer sich dazu entscheidet, einen der beiden Studiengänge zu beginnen, sollte sich dessen bewusst sein, dass auch dies Ingenieursstudiengänge sind. Das bedeutet, wie schon gesagt: viel Mathe, viel Physik und außerdem jede Menge Grundlagen. Die theoretische und wissenschaftliche Ausbildung steht im Vergleich zu den beiden oben genannten Studiengängen zum Bachelor of Engineering und zum Diplombraumeister im Vordergrund.

Unterschiedliche Städte, ähnlicher Studiengang

Arm gegen Reich, Wir gegen Mia, Fresse gegen Grüß Gott – Vorurteile gibt’s über beide Städte genug. Aber welche Uni ist die Richtige? Um die Entscheidung zu erleichtern (oder vielleicht auch nicht), wollen wir euch beide vorstellen.

Die TU Berlin bietet in Zusammenarbeit mit der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei e.V. (VLB) den Bachelor und Master of Science Brauerei- und Getränketechnologie als Spezialgebiet der Bio- und Lebensmitteltechnologie an. Der Bachelor und Master of Science Brauwesen und Getränketechnologie an der TU München ist ähnlich aufgebaut wie der in Berlin. Es soll grundlegendes Wissen über Verfahrenstechnik, Biologie, Technologie und Biochemie bei der Getränke- und vorallem Bierherstellung übermittelt werden. Im Folgenden sind die Voraussetzungen für eine Bewerbung kurz aufgelistet:

  • Allgemeine Hochschulreife
  • Fachgebundene Hochschulreife
  • Beruflich Qualifizierte nach Berliner Hochschulgesetz § 11 (TUB)
  • Beruflich Qualifizierte nach der Qualifikationsverordnung des Freistaates Bayern § 29-33 (TUM)

Das Bachelorstudium ist jeweils auf 6 Semester ausgelegt. Bevor die Bachelorarbeit angemeldet wird, muss in Berlin ein 10-wöchiges Praktikum absolviert worden sein. Für den Master an der TUB müsst ihr nochmal 4 Semester drauflegen – und ein weiteres 10-wöchiges Praktikum. An der TUM muss im Bachelor ein 12-wöchiges Praktikum absolviert werden, 6 Wochen davon bereits vor Studienbeginn. Der Master erfordert ein 18-wöchiges Praktikum, 12 davon bereits vor Beginn. Von Mälzereien über Zulieferer bis zu Brauereien ist einiges anrechenbar. Hier nochmal die wichtigsten Zahlen und Fakten:

  • 6 Semester Regelstudienzeit im Bachelor (180 ECTS)
  • 4 Semester Regelstudienzeit im Master (120 ECTS)
  • Semesterbeitrag: 306,99€ (TUB) bzw. 129,40€ (TUM)
  • Abschluss: Bachelor/Master of Science Brauerei- und Getränketechnologie (TUB) bzw. Bachelor/Master of Science Brauwesen- und Getränketechnologie (TUM)
  • Bewerbung zum Wintersemester
  • Zulassungsbeschränkungen hängen von der Zahl der Bewerber ab
Mikrobiologie Pilze Ausbildung mit Bier

Die Unis vermitteln breit gefächertes Wissen – besonders im Bereich Mikrobiologie geht es noch weit über Hefen hinaus. (Foto: TR)

Die Fortbildung: Diplom-Biersommelier

Die bekannteste und vielleicht spannendste Fortbildung im Zusammenhang mit Bier ist die zum Diplom-Biersommelier. Sie richtet sich in erster Linie an Berufstätige aus dem Bereich der Gastronomie – was aber niemanden ausschließen soll. Die wichtigsten Zulassungsvoraussetzungen sind das Interesse an Bier und sehr gute Vorkenntnisse, also umfangreiches Bierwissen.

The Big Two: Doemens und Kiesbye’s BIERkulturHAUS

Anbieter gibt es viele, die renomiertesten im deutschsprachigen Raum sind sicherlich Doemens und Kiesbye’s BIERkulturHAUS. Doemens bietet die Ausbildung mit Bier in Kooperation mit Kiesbye’s BIERkulturHAUS aus Österreich an. Die Ausbildung geht über zwei Wochen und ist in einen theoretischen und einen praktischen Teil aufgeteilt. Das theoretische Wissen in der ersten Woche wird bei Doemens vermittelt, der praktische Teil findet in der zweiten Woche bei Kiesbye’s statt. Inhaltlich soll den Teilnehmern ein Allroundwissen über Bier vermittelt werden – unter anderem über historische Hintergründe und die Technik von Brauanlagen, bis hin zur professionellen Verkostung. Die wichtigsten Daten zur Ausbildung zum Diplom-Biersommelier zusammengefasst:

  • Kursdauer: 2 Wochen
  • Ort: Doemens in Gräfelfing (D), Kiesbye’s BIERkulturHaus in Obertrum (AT)
  • Kosten: 2950€ (exkl. Anreise und Übernachtung)
  • Abschluss: Diplom-Biersommelier

Doemens und Kiesbye’s bieten neben der Ausbildung zum Diplom-Biersommelier noch einige andere Möglichkeiten zur Weiterbildung an: Unter anderem zum Brau- und Getränketechnologen, Brau- oder Getränkebetriebsmeister, Bierbotschafter (IHK-zertifiziert) oder den Biergastrocheck.

Neben den beiden gibt es noch eine Vielzahl weiterer Anbieter auf dem Markt. Das Angebot ist dabei breit gefächert. Hier ein kleiner Überblick:

  • IHK Lehrgang zum/zur HausbrauerIn
  • IHK Fortbildung zum Bier-Connaisseur
  • Sensorik Schulungen
  • Ausbildung zum Bier Attaché
  • Ausbildung zum Bierfachhändler

Wie ihr euch auch entscheidet, eine Ausbildung mit Bier ist auf jeden Fall eine gute Idee!