Maxbrauerei

MAXBRAUEREI: Mir doch Wurscht.

Nina Anika Klotz

Max Sedlmeier ist ein Dinosaurier der deutschen Craft Beer Szene. Er gründete die Maxbrauerei im tiefsten, schönsten Oberbayern, nämlich zu einer Zeit, als selbst die Hipster in Berlin Mitte noch Fernsehbier tranken. Nach einem harten Start feiert er jetzt sein Fünfjähriges.

Jetzt stoßen wir erst einmal an. Also, hoch die Tassen. Auf den Max, die gut-bayerische Mir-doch-Wurschtigkeit und auf die Maxbrauerei. Die feiert nämlich in diesen Tagen ihr fünfjähriges Bestehen. Fünf Jahre Craft Beer made in Altenstadt, Oberbayern. Sehr zum Wohle.
Ohne die angesprochene Wurschtigkeit wäre es soweit nie gekommen.

Maxbrauerei – der super-early bird der Craft Beer Brauereien

Am Anfangs lief es nämlich gar nicht. Da ist der Max Sedlmeier ganz ehrlich, wenn er erzählt, wie er vor fünf Jahren anfing, hier in Altenstadt Bier zu brauen. Altenstadt bei Schongau. Oberbayern. Ungefähr eine Stunde Südwestlich von München. Mehr so Richtung Zugspitze. Sehr schön hier, grün-hügelig, Wälder, cremebraune Kühe mit glänzenden schwarzen Schnauzen und so. Zwiebelkirchtürme. Maibaum. Bilderbuch-Bayern eben. Aber ein Alptraum für Craft Beer Brauer – oder zumindest einen Craft Beer Brauer der allerersten Stunde. Vor fünf Jahren wussten ja noch nicht einmal die hippsten Early-Adopter in Berlin-Kreuzberg, was ein IPA ist und warum das besonders gut sein soll.

„Ich hab halt damals ein Weißbier gebraut, das nicht nach Franziskaner geschmeckt hat und ein Helles, das nicht nach Augustiner schmeckt. Und damit war das Thema bei den Leuten hier dann ziemlich schnell durch“, sagt Max Sedlmeier und nimmt an einem langen Holztisch in seiner höchst urigen Wirtsstube Platz. „Am Anfang habe ich noch versucht, mich dem Geschmack der Leute hier anzupassen, habe aber schnell gemerkt, dass das keinen Sinn macht. Die sind so eingefahren in ihrer Meinung, wie ein gutes Bier sein muss.“ Also sagte sich der Bayer, was sich der Bayer in einer solchen Situation eben sagt: „Dann leckt’s mich halt am Arsch.“ Jawohl, mir doch Wurscht, hat der Max Sedlmeier gesagt: „Ich bleibe trotzdem dabei, ich braue das, was mir Spaß macht.“ Und so hat er weiter sein Ding gemacht.

Eigene Brauerei – traut er sich?

Wobei er natürlich weder nur dickschädelig noch blauäugig da rangegangen ist. Nach seinem Abschluss als Diplombraumeister an der Bieruniversität Weihenstephan, arbeitete Seldmeier bei einer Privatbrauerei im Allgäu. Als die allerdings dichtmachte, musste er sich etwas überlegen. Zwanzig Bewerbungen schreiben und schauen, wo es einen hinverschlägt – oder daheim in Altenstadt den heimlich gehegten Traum von der Hausbrauerei wahrmachen? Von der Hausbrauerei mit den etwas anderen Bieren. Den träumte er nämlich seit er im Rahmen eines „Bierquerdenker“-Seminars einmal ein IPA probiert hatte. Das war so lange noch gar nicht her. „Das Exotischste was ich bis dato getrunken hatte, war ein Weizenbock gewesen.“

Biere Maxbrauerei

Die Menükarte im gemütlichen Gastraum der Maxbrauerei. (Foto: StP)

Zunächst also eine kleine Marktanalyse: „Ich bin hier im Ort immer so oft gefragte worden: Du bist doch Brauer, kannst du uns nicht das Bier organisieren?“ Und er hat Bier besorgt. Fürs Maibaumaufstellen, fürs Feuerwehrfest, Erntedank, Kirchweih, Stadldisco. „Irgendwann habe ich mir dann gedacht: Wenn ich das ganze Bier, das ich dafür immer besorge, selber brauen würde, würde es eigentlich reichen.“ So zum davon überleben.

Also legte er sich einen kompakten Business-Plan zurecht: Drei Jahre, dann muss es laufen. Dann müssen die Zahlen schwarz sein. „Drei Jahre um zu sehen, ob es funktioniert. Und wenn es nicht funktioniert hätte, dann hätte ich wieder als angestellter Brauer irgendwo arbeiten müssen.“

Dann löste er relativ schnell und unkompliziert die Standortfrage – mit Hilfe des Eigners baute er einen Teil eines alten Bauernhofes um – und legte los. „Bootstraped“, wie man im Berliner Startup-Jargon sagen würde. In Altenstadt heißt das: Max Sedlmeier besorgte sich zu fairen Preisen ein paar alte Milchtanks und eine ganz kleine, bescheidene Brauanlage. Er kaufte ein paar Lagertanks und zimmerte und werkelte selbst Tage und Nächte, bis seine kleine Craft Brewery fertig war. Und die Frage mit dem Namen, der Marke quasi, war auch schnell geklärt: Ist ja dem Max seine Brauerei – also Maxbrauerei.

Maxbrauerei

Kalender mit nackten Frauen kann ja jeder. Ein Bierkalender an der Wand hingegen ist was anderes. (Foto:StP)

Bier fürs ganze Jahr: der Maxbrauerei Bierkalender

Im ersten Jahr hat Max Sedlmeier 80 Hektoliter Bier gebraut, viel Obergäriges, gern Hopfenbetontes. Inzwischen schafft er 300. Immer noch nicht viel. Aber dafür kommt er auf 14 verschiedene Sorten. Und das ist ganz schön ordentlich. Die Maxbrauerei bietet nämlich einen Bierkalender an. 12 verschiedene Biere, jeden Monat ein anderes. Da sind eher klassische Sachen dabei wie etwa das Bohemian Pilsener oder der Helle Maibock, da sind klassische „crafty“ Sachen dabei, ein Oatmeal Stout etwa (ja, jenseits des Reinheitsgebots gebraut, aber auch da steht der Sedlmeier voll dazu), ein Amber Ale mit sowohl deutschen als auch amerikanischen Hopfensorten, ein Wet-Hop Ale im September, mit frisch geerntetem Hopfen aus der Hallertau. Da sind aber auch ganz besondere „fusion“ oder „cross-over“ Biere dabei wie etwa die „Hopfenschweinerei“, die im Juli 2015 erstmals auf den Markt kommen wird. Max braut sein gängiges Zwickl dann erstmals mit einem amerikanischen Cascade und einem australischen Ella Hopfen. In Zukunft will er mehr mit Holzfässern machen. Und Sauerbier. „Das sind noch mal ganz neue Geschmäcker, die man da machen kann“, sagt er.

Vier Sude braut der 32-Jährige jeweils pro Monatsbier. Die werden dann in Flaschen abgefüllt und an Abonnenten verschickt. Sedlmeier füllt 90 Prozent seines Bieres in Flaschen. Denn auch wenn sich nach und nach der eine oder andere Craft Bier Fan in Altenstadt findet, musste er seine Abnehmer doch weiter weg  von Dorfplatz und Kirchturm suchen. Er findet sie in Münchens Craft Beer Shops und über das Internet, bald sogar über einen eigenen Shop. Und eben durch den Kalender: „So ein Bierkalender ist viel planerischer Aufwand, weil man genau vorausplanen muss, was man wann einbrauen muss, damit es mit der entsprechenden Lagerzeit auch rechtzeitig fertig ist“, erklärt Sedlmeier während er eine Mappe mit Etiketten durchblättert. Der Kalender 2015. Steht schon alles. Ideen und Labels. Die malt sein Vater. Das gebe dem Ganzen eine „persönliche Note“, sagt der 32-Jährige, und das findet er ganz gut.

Im Jubiläumsmonat April gibt es ausnahmsweise einmal zwei Monatsbiere. Die beiden Biere nämlich mit denen alles begann: Ein Weizen und ein IPA. Beide heißen „Hoppy 5“. Happy-hoppy ist der Max allemal. Weil, wer hätte das gedacht, dass er diese Biere in fünf Jahren noch mal braut, hier, in seiner eigenen Brauerei, als er aus Trotz und Mir-doch-Wurst 2010 Altenstadts erstes IPA gebraut hat.

Maxbrauerei

Max Sedlmeier mit seiner Jahresplanung in der Hand – dem Bierkalender 2015. (Foto: StP)

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Auf einen Blick


Maxbrauerei Biermanufaktur

Max Sedlmeier, St.-Lorenzstr. 14, 86972 Altenstadt
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Bekannteste Biere:

  • Bernstein Hefe
  • Zwick'l Hell
  • außerdem monatlich wechselnde Biere nach einem Bierkalender