[SPONSORED POST] Die Hop Growers of America bitten zum Kampf: Der Verband amerikanischer Hopfenpflanzer forderte zwölf deutsche Craft Brauer auf, ein West Coast IPA zu brauen. Einzige Voraussetzung: Mindestens zwei ihrer all-time-favorite-Hopfen, Cascade, Crystal, Chinook und Nugget, sollten sie dafür verwenden. Auf der BrauBeviale in Nürnberg wählte eine hochkarätig hopfenköpfige Jury den Sieger. Sein Preis: Eine Reise ins Yakima Valley.
Das Schicksal mag ein übler Verräter sein. Manchmal. Es hat aber auch gute Tage. Und an denen schafft es wahre Wunder.
Vermutlich wäre die Craft Beer Bewegung heute nicht da, wo sie ist, wenn das Schicksal vor sechzig Jahren nicht einen richtig guten Treffer gelandet hätte. Auf jeden Fall würden wir nur halb so gute Biere trinken. Denn: Nichts anderes als ein wortwörtlicher Hauch des Schicksals brachte damals die Hopfensorte Cascade in diese Welt. Eine weibliche Hopfenpflanze, eine Kreuzung aus englischem Fuggle und russischem Serebrianka, baumelte irgendwo in Oregon im Wind, als sie eines schönen Frühlingstages ein bis heute mysteriös-unbekannter, wilder Hopfen bestäubte. 1967 beschäftigten sich Forscher erstmals näher mit der so schicksalhaft entstandenen, originär amerikanischen Hopfensorte und gab ihr den schönen Namen Cascade in Anlehnung an die nahegelegene Bergkette, die Cascade Range.
Den Braukonzernen zu jener Zeit war die neue Sorte zu eigenartig, zu intensiv. Aber dann kamen die ersten, die ganz frühen Craft Brauer auf den Plan, die genau das wollen: intensive Hopfen. Mehr Aroma. New Alboin, Anchor Brewing und schließlich Ken Grossman von Sierra Nevada entdeckten die US-born Hopfensorte für sich und ihre intensiven, obergärigen Biere. Der Cascade wurde zum absoluten Darling der Craft Brauer Szene – und ist es bis heute. Keine andere Sorte wandert öfter in den Craft-Beer-Tank als sie. Und keine andere prägt den Geschmack amerikanischer Craft Biere, allen voran der IPAs, so sehr. Dieser Grapefruitgeruch? Genau, das ist Cascade.
Hey, German Brauers, macht mal was draus!
Insofern war für Anne George, Vorsitzende des Verbandes der Hop Growers of America (HGA), auch klar, dass der Cascade in ihrem Paket sein sollte, das sie einem Duzend ausgewählter deutscher Craft Beer Brauereien zuschickte mit der Einladung, an einem Wettbewerb teilzunehmen: Welcher deutsche Brauer macht mit diesen amerikanischen Hopfensorten das beste West Coast Style IPA? Insgesamt standen den Brauern je 10 Kilo Cascade, Crystal, Chinook und Nugget zur Verfügung (Übersicht zu Aromaprofil berühmter Hopfensorten wie dieser gibt es hier). Anne George selbst nennt diese Sorten „pretty solid“: Es sind weithin verfügbare Klassiker, die sich vielfach in amerikanischen IPAs bewährt haben. Mindestens zwei Sorten mussten in den Sud der Wettbewerbsteilnehmer, zusätzliche waren erlaubt – solange das ganz einzigartige Aroma der von der HGA bestimmten Sorten deutlich zum Ausdruck kam.
„Ich habe da gleich so eine Art sportlichen Ansporn empfunden“, erzählt Oliver Wesseloh von der Kreativbrauerei Kehrwieder. Kaum war das Paket im Frühling in Hamburg eingetroffen, ratterte es im Wesselohs Rübe los: „Zornig“, wie er sagt, sollte das West Coast IPA werden, „furztrocken und krachend bitter. Ein richtiger Anschlag auf die Geschmacksknospen.“ Der Herausforderung bei einem so bulligen Vorhaben ist dann allerdings immer, das, was der Brauer gern „drinkability“ nennt, nicht zu verfehlen. Klar soll so ein hopfenbetontes Bier wie ein West Coast IPA scheppern und rummsen – aber man muss es halt auch noch gut trinken können.
Darum ist und bleibt IPA King
„Ich habe immer gesagt und glaube weiterhin, dass der Einsatz von Hopfen die beste Art ist, sich als Craft Brauer vom Mainstream zu differenzieren“, sagt Matt Brynildson, Head Brewer von Firestone Walker in Kalifornien. Es sei schon etwas dran, dass IPAs oft für „das“ Craft Beer gehalten werden. Für ihn ist es ganz logisch, das Hopfenzüchtung und Craft Brewing in den USA von Beginn an quasi Hand in Hand die Rocky Road of Revolution entlang gingen. Denn: Der Cascade war nur der Anfang. Mit dem Aufkommen der ersten US-Craft Breweries stieg auch der Bedarf an neuen, intensiv-aromatischen Hopfensorten. Jedes Jahr kommt mindestens eine neue im Yakima Valley oder Kaskadengebirge geborene Sorte auf den Markt. Weil die Beliebtheit der hopfenbetonten Biere – der ganze Sauerbierhype hin oder her – ungebrochen wachse, wie Brynildson sagt. „IPA is still king.“
Gemeinsam mit John Mallett von Bell’s Brewing in Michigan war Brynildson Teil der Jury, die Anfang November das beste deutsche West Coast IPA kürten. Die zwölf Teilnehmer der Competition bildeten einen schönen Querschnitt der deutschen Craft Szene: Mit Thorsten Schoppe und Oliver Lemke waren sowohl erfahrene Profis aus der Schublade „Alte Hasen“ (Sprichwörtlich! Natürlich! Nur sprichwörtlich!) am Start, Brauer der ersten Generation Craft wie Kehrwieder, Crew Republic, Hopfenstopfer, Quereinsteiger (Braukollektiv Freiburg, Braukraft), Große (Craftwerk) und Kleinere (Cast, Mashsee, Hoppebräu, Buddelship). „Es wäre leichter gewesen, wenn ein Bier mit echten Fehlern dabei gewesen wäre“, sagt John Mallett über die allesamt guten Biere. Und: Made in Germany könne ohne Weiteres mit den „echten“ US-IPAs mithalten, so der Brauer weiter.
East Coast, West Coast, German IPA
Wobei Sylvia Kopp, Europabotschafterin der Brewers Association und ebenfalls Teil der Jury, bei den zwölf Bieren in diesem Wettbewerb doch eine kleine Germanness entdeckt hat: „Die meisten der eingereichten Biere waren dunkler als Westcoast IPAs in den USA normalerweise sind. Das deutet auf einen Einsatz von mehr Münchner Malz hin. Auch geschmacklich ist das Malzbett damit ein wenig anders als in den Staaten“, so die Biersommelière. Vielleicht, so Kopp weiter, ist das ja sogar ein ganz eigener Stil, der irgendwann als „German IPA“ neben English-, American East- und Westcoast IPA stehen wird.
Die Juroren haben unabhängig voneinander und blind verkostet, sprich, keiner wusste, wer für das Bier in seinem Glas verantwortlich ist. „Letztlich habe ich jenen Bieren die besten Bewertungen gegeben, in denen die vier zur Debatte stehenden Hopfen am besten zu Geltung kamen“, sagt Mallett. Tatsächlich seien die Juroren sich in der Wahl der drei Besten ziemlich einige gewesen.
Auf Platz drei wählten sie die Crew Republic, die ein strammes, pinien- und fruchtaromatisches American Pale Ale namens „eXperimental IPA“ eingereicht hatte. Platz Zwei belegte Oliver Wesselohs „California 1“. Zur Preisverleihung kamen alle zwölf Brauer im Rahmen der BrauBeviale in Nürnberg zusammen, standen auf der Bühne und warteten, dass auch der Name des Siegers bekannt gegeben wurde. Und der sagte dann nur leise „Ah noi“ und nahm lachend und mit leicht roten Kopf seine Medaille entgegen. Thomas Wachno alias der Hopfenstopfer hat in Collaboration mit Tom Majorosi (Privatbrauerei Eichbaum in Mannheim) und Lutz Wirsching (Heidelberger Brauerei) das „California Sunset“ gebraut, Deutschlands bestes West Coast IPA. Und nächstes Jahr, das war der Preis der HGA-Competition, wird Wachno selbst an die West Coast fliegen. Dahin, wo der Hopfen wächst.