Eine Leiche in einer Münchner Traditionsbrauerei kurz vor dem Oktoberfest. So ging das damals los. 2015 war das. Ein Bierbrauer wurde in einem Sud dunklen Weißbiers gekocht. Ein Unfall, sagte die Polizei. Einige Kollegen sahen das anders. Und da kam der Sanktus ins Spiel. Nein, kein Heiliger. Ein Bierbrauer, Ex-Polizist und frisch aus Namibia nach München zurückgekehrt. Alfred Sanktjohanser heißt der Mann – und er ist der Fantasie von Andreas Schröfl entsprungen. „Brauerehre“ war der Titel des ersten Romans, in dem der Sanktus ermittelte.
Nun, fünf Bierkrimis später, verschwindet der Sanktus womöglich wieder von der Bildfläche. „Schankschluss“ heißt der siebte Band von Schröfels Bierkrimi-Reihe. Ein Band, in dem der Autor auch mit dem Ende der kriminologischen Sanktus-Laufbahn kokettiert.
Der Sound der Sanktus-Krimis erinnert an den der Brenner-Romane von Wolf Haas. Wie der Sanktus-Autor duzt Haas seine Leserinnen und Leser. Schröfls „Jetzt fragst du mit Recht, ja, wie ist denn das alles passiert? Und wie hat es so weit kommen können?“ ist nicht weit entfernt von der für Brenner-Romane typischen Eröffnung: „Jetzt ist schon wieder was passiert.“
In diesem Fall ist Folgendes passiert: Der Besitzer einer Molkerei liegt tot an der Bavaria-Statue. Das wäre für einen Bierkrimi womöglich nicht weiter interessant – wenn dieser Milchmann aus Norddeutschland nicht gerade dabei gewesen wäre, eine bayerische Brauerei zu kaufen. Und zwar ausgerechnet den Betrieb, in dem der Sanktus das Brauerhandwerk gelernt hat. Dazu kommen dann noch ein paar familiäre und amouröse Verwicklungen – und einiges an Bier natürlich. „Dunkles Bier für dunkle Stunden“ zum Beispiel, wie Schröfl schreibt.
Der Autor hat selbst Brauer und Mälzer in einer Münchner Brauerei gelernt. Nach der Lehre war er im Gärkeller tätig. Bald hat es ihn nach Weihenstephan gezogen, wo er das Ingenieurwesen für Brauwesen und Getränketechnologie studiert hat. Er hat unter anderem in einer mittelständischen Brauerei als zweiter Braumeister gearbeitet. Inzwischen ist er Projektleiter bei einem Brauanlagenhersteller und fährt, wie er sagt, „in der Weltgeschichte umeinander“.
„Schankschluss“ ist etwas für Menschen, die Bier mögen, München mögen, das Bayerische mögen, zwischenmenschliche Dramen mögen, nicht ganz humorfrei sind und Lust auf mörderische Abgründe haben. Wer die Geschichte richtig genießen will, sollte vorher aber die sechs anderen Sanktus-Fälle gelesen haben: die Premiere „Brauerehre“ und die fünf darauffolgende Romane „Altherrenjagd“, „Schlachtsaison“, „Hopfenkiller“, Weißbier-Requiem“ und „Pfaffensud“.
Für Menschen, die womöglich über das Bayrische stolpern, hat Andreas Schröfl ein kleines Wörterbuch angehängt. An der Sprache soll es schließlich nicht liegen, wenn es darum geht, dem Autor bei der Mörderjagd zu folgen.
Fotos: Martin Rolshausen
Auf einen Blick
„Schankschluss“ und die sechs anderen Sanktus-Romane von Andreas Schröfl sind im Gmeiner-Verlag erschienen.